Ein Seminarangebot für Lehramtsstudierende der Fächer „Sozialwissenschaften“ sowie „Wirtschaftslehre/Politik“

In Kooperation mit der sozialwissenschaftlichen Fachdidaktik der Universität Münster

Chronisch krank – was ist das eigentlich? Welche Krankheiten umfasst dieses Begriffskompositum? Wie viele Kinder und Jugendliche sind betroffen? Wo liegen die Herausforderungen im Umgang mit chronisch kranken Schülerinnen und Schülern im Schulalltag? Gibt es im internationalen Vergleich Best- Practice-Beispiele, die für uns zu einer Blaupause werden könnten? Liegt im Einsatz von Avataren in der Schule eine Chance?

Mit diesen und ähnlichen Fragen lässt sich das Themenspektrum eines Seminars am Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster im Sommersemester 2024 grob umreißen, in dem sich ca. 15 Studierende – des Faches Sozialwissenschaften und des Faches Wirtschaftslehre/Politik – engagierten, um gemeinsam eine Handreichung zu entwickeln, die Lehrerinnen und Lehrer sowohl auf den alltäglichen Umgang mit chronisch kranken Schülerinnen und Schülern vorbereiten als auch damit die Pädagoginnen und Pädagogen in Akutsituationen sachgerecht reagieren können.

Einführend gab Professor Dr. Klaus-Peter Zimmer in einem Vortrag einen beeindruckenden Überblick über chronische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter und die Folgen für den Alltag in der Schule und forderte erneut die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz.

Professorin Dr. Katja Nebe referierte in einem Video-Vortrag über verfassungsrechtliche Grundlagen und die gesundheitliche Versorgung chronisch kranker Kinder und Jugendlicher. Dieser Vortrag ist auf Youtube abrufbar.

Eine Kooperation mit der „Primus Schule Münster“ machte es möglich, die Perspektiven von Schulleitung und betroffenen Lehrkräften kennenzulernen und besser zu verstehen. In diesem Zusammenhang ging es darum, zu erfahren, welche Unterstützung konkret benötigt wird. Wie kann also der Schulalltag für chronisch kranke Kinder besser gestaltet werden, um ihre Sicherheit zu gewährleisten und ihr Wohlbefinden zu fördern.

Der Blick über die Grenze stand bei einer Zoom-Konferenz nach Finnland im Mittelpunkt. Wege und Methoden zur schulischen Inklusion von chronisch kranken Kindern sind dort sehr unterschiedlich. So weckte beispielsweise die kontinuierliche Betreuung von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen sowie der flächendeckend umgesetzte Einsatz von Schulkrankenschwestern den Neid der Studierenden.

Ebenfalls einbezogen wurde die „Helen-Keller-Schule. Klinikschule der Stadt Münster“. Die Krankenhausschule ist eine spezialisierte Bildungseinrichtung, die auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen eingeht, die aufgrund längerer oder chronischer Erkrankungen eine Behandlung im Krankenhaus benötigen. Ihr Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern während ihres Krankenhausaufenthaltes eine schulische Bildung zu ermöglichen. Dazu bietet die Schule einen stark individualisierten Unterricht, der auf den Gesundheitszustand, das Lerntempo und die aktuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt ist. Neben der Vermittlung von fachlichem Wissen legt die Schule Wert auf die Förderung von Resilienz und sozialer Integration. Auch deshalb prägen interdisziplinäre Zusammenarbeit und Anpassung an verschiedene Bildungsgänge das Profil der Schule.

Die im Rahmen dieses Seminars als Leistungsnachweise erstellten schriftlichen Übersichtsdarstellungen von praxisrelevantem Wissen über chronische Erkrankungen, Verhaltensregeln im Notfall sowie praktischen Tipps für Schule und Unterricht werden in einen Leitfaden für Lehrende einfließen, der im Jahr 2025 erscheinen wird.

Integration chronisch kranker Kinder und Jugendlicher in den Schulalltag – Entwicklung eines Leitfadens für die Schulpraxis